Neubau einer Diskantgambe (1728) nach Johann Christian Hoffmann
(Leipzig, 1683- 1750)
Im vergangenen Jahr erhielt ich den reizvollen Auftrag zum Bau einer Diskantgambe nach Johann
Christian Hoffmann.
Die Familie Hoffmann war eine Leipziger Geigenbauerfamilie in 3 Generationen. Veit Hoffmann
(vor 1632- bestattet 21.5. 1673), Martin Hoffmann (August 1654- 15.4.1719) der Vater von Johann
Christian (Mai 1683- 1.2.1750) und Christian Gottlieb (April 1691- 27.4.1735). Sie waren
Zeitgenossen J.S. Bachs. Johann Christian hat sogar die fast identischen Lebensdaten wie sein
berühmter Zeitgenosse. Beide Familien waren freundschaftlich miteinander verbunden.
Die Werkstatt arbeitete in 3 Generationen wobei Martin Hoffmann und sein ältester Sohn
J.Ch.Hoffmann die wichtigsten Vertreter sind. Der jüngere Bruder Christian Gottlieb war auch als
Geigenbauer tätig, aber weniger erfolgreich. Von ihm sind mir keine Instrumente bekannt.
Johann Christian Hoffmann wurde schon von seinen Zeitgenossen als international erfolgreicher
Geigenbauer beschrieben.
Im Leipziger Musikinstrumenten- Museum fand im Jahr 2015 eine große Ausstellung über diese
Geigenbauerfamilie statt. Diese und der Katalog zur Ausstellung wurden die Arbeitsgrundlage für
mein Projekt. (siehe auch http://mfm.uni-leipzig.de/dt/Forschung/hoffmannn.php)
Mir bekannte erhaltene Diskantgamben von J.Ch. Hofmann sind ein Instrument aus dem Jahr 1728
im Leipziger Museum (Inv. 795) und ein im privaten Besitz befindliches Instrument aus dem Jahr
1741 (siehe Katalog). (Das Instrument ist aus einer späten Phase und im Umriß und
handwerklichen Ausführung nicht vergleichbar mit früheren Instrumenten. Darum bezog ich es
nicht mit in die Überlegungen ein).
Das Instrument in Leipzig ist leider stark verändert. Der Hals wurde ausgetauscht und die
Zargenhöhe wurde um ca. 2 cm gekürzt. Aus dem Jahr 1731 aber befindet sich in Leipzig eine
Altgambe (Inv. 805)
und eine Baßgambe (Inv.819)6
. Beide letztgenannten sind in ihren
Proportionen annähernd gleich und weitestgehend original erhalten. Darum liegt die Vermutung
nahe, daß Hoffmann zumindest in dieser Epoche ein „Standard“ Modell verwendete, daß er nach
Anforderung vergrößerte oder verkleinerte. Diesem Gedanken folgend verringerte ich das Modell
der Altgambe und erhielt ein „Diskantmodell“. Vergleichend mit den unveränderten Maßen
(Korpusbreiten) der existierenden Diskantgambe (795) deckten sich die Umrechnungen. Außerdem
war bei der Untersuchung deutlich geworden, daß Hoffmann bei 2 Alt-, und 2 Baßgamben
näherungsweise folgende Proportionen einhielt: mehr
